Barockschloss Mannheim, Coursaal mit Wandteppichen der Jason-Serie

Wertvoller Wandschmuck für die BeletageDie Restaurierung der Tapisserien

Die Tapisserien gehören zu den textilen Kunstschätzen der Kurfürsten von der Pfalz und der Großherzöge von Baden. Nach sorgfältiger Restaurierung schmücken sie seit 2007 wieder die Prunkräume der Beletage. Sie begeistern durch ihre leuchtenden Farben ebenso wie durch die abwechslungsreichen Szenen.

Barockschloss Mannheim, Audienzzimmer des Kaiserlichen Quartiers mit Wandteppichen, Aufnahme von 1897

Kostbare Wandteppiche bedeckten die Wände des Audienzzimmers.

AUS DEM SCHLOSS ENTFERNT

Die originalen Mannheimer Tapisserien hingen bis 1919 an den Wänden des Kaiserlichen Quartiers. Mit dem Ende der Monarchie musste Großherzog Friedrich II. von Baden abdanken. Während das Schloss dem badischen Staat zufiel, wurde dem Großherzog in einem Abfindungsvertrag die Tapisserien zugesprochen. Sie kamen in den Privatbesitz, worauf er sie aus dem Schloss entfernen ließ. Danach galt der wertvolle Wandschmuck als verloren – bis er in den 1990er-Jahren wiedergefunden und zurückgekauft werden konnte.

Barockschloss Mannheim, Restaurierung der Wandteppiche

Die letzten Handarbeiten vor der Hängung.

FEINSTE HANDARBEIT

Bevor die kostbaren Wandteppiche an ihrem ursprünglichen Ort aufgehängt werden konnten, bedurfte es mühsamer Handarbeit. Es gab viele Fehlstellen, die dadurch entstanden waren, dass die Teppiche an die Wände genagelt worden waren. Diese mussten mit einem speziell eingefärbten Stoff hinterlegt werden. Dafür wurden in den Schauräumen des Schlosses Werkstätten eingerichtet, die genug Platz für die Restaurierung der großformatigen Stücke boten.

Barockschloss Mannheim, Hängung der Wandteppiche

Für die Hängung waren viele Hände nötig.

STARKER HALT

Die Hängung selbst war nicht weniger spektakulär: Allein für ein kleines Exemplar aus der so genannten „Christus-Folge“ waren drei Personen nötig. Während der Hängung wurde die Teppichrolle mit Hilfe eines mobilen Gerüstes behutsam nach oben gezogen. Ein Klettband am oberen Rand einer Wandplatte ermöglichte die Befestigung, vor der die Tapisserie nun frei nach unten hängt. Dabei ist ein starker Halt durchaus von Nöten, immerhin wiegen die kostbaren Teppiche bis zu 25 Kilogramm.

Barockschloss Mannheim, Detail, Tapisserie, Wirtshausszene, Teniers
Barockschloss Mannheim, Tapisserie „Die aufgehende Drachensaat“, Jason-Serie, Paris, 1762 bis 1767
Barockschloss Mannheim, Tapisserie „Taufe im Jordan“. Christus-Serie, Brüssel, 2. Hälfte 18. Jahrhundert

Die Tapisserien zeigen sehr unterschiedliche Themen. Links: Wirtshausszene nach David Teniers d. J., hergestellt in Brüssel, um 1735; Mitte: Szene aus der antiken Heldengeschichte von Jason, hergestellt um 1762 bis 1767 in Paris; rechts: Szene aus dem Leben Christi, entstanden im zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts in Brüssel.

THEMENVIELFALT UND HERKUNFT

Alle vier Prunkräume des Kaiserlichen Quartiers sind seit 2007 mit den originalen Wandbehängen ausgestattet. Die Themen der Tapisserien sind ebenso vielfältig wie ihre Herkunft. Im ersten Vorzimmer sind Bauernszenen nach David Teniers d. J. aus der Zeit um 1735 zu sehen. Diese sind die einzigen, die sich bereits im 18. Jahrhundert im Schloss befanden. Die detailreichen Wandteppiche im Coursaal und im Thronsaal zeigen Szenen aus der Geschichte des griechischen Helden Jason. Sie waren um 1780 dem Straßburger Fürstbischof Rohan-Guémené geschenkt worden und wurden 1803 vom badischen Kurfürst Carl Friedrich angekauft. Im großen Kabinettsaal sind auf den Tapisserien, die 1856 hier aufgehängt wurden, Ereignisse aus dem Leben Christi zu sehen.

Der Vergänglichkeit begegnen die Menschen seit Jahrhunderten mit dem Wunsch nach Schönheit und Ewigkeit. Schlösser, Burgen und Klöster sind bis heute ein glänzendes Vermächtnis für die Zukunft. Die Themenwelt „Unendlich schön. Monumente für die Ewigkeit“ wirft einen Blick auf diese spannenden Themen.

Unendlich schön