Stadt und Zitadelle Mannheim, Kupferstich von Matthäus Merian, 1. H. 17. Jahrhundert

Ideal und WirklichkeitDie Planstadt Mannheim

Die Stadt war für viele Glaubensflüchtlinge, wie die französischen Hugenotten, eine protestantische Zufluchtsstätte. Daneben galt sie als aufstrebender Handelsplatz der Kurpfalz. Mannheim steht am Anfang einer Reihe von barocken Planstädten im deutschen Südwesten: Freudenstadt, Rastatt, Ludwigsburg und Karlsruhe.

Mannheim heute aus der Luft

Noch heute zu sehen: geometrische Muster als Grundlage.

Die „Quadratestadt“ entsteht

Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz (1574–1610) beauftragte den holländischen Festungsarchitekten Bartel Janson mit der Planung seiner Idealstadt. Bartel Janson folgte den für Planstädte geltenden Idealen, die stark von militärischen Aspekten geprägt waren. Er entwarf das für Mannheim bis heute so charakteristische regelmäßige System aus geometrischen Formen: Es besteht aus parallelen, rechtwinklig sich kreuzenden Straßen mit gleichförmigen Baublöcken.

Die Friedrichsbug, Ausschnitt aus einem Kupferstich von Stadt und Zitadelle, 17. Jahrhundert

Die Residenz Friedrichsburg.

Eine Zitadelle als „Kopf“

Umgeben war die Stadt mit einem breiten sternförmigen Festungsgürtel aus vorspringenden Bastionen. Am nördlichsten Punkt dieses Festungssterns wurde eine Zitadelle als zweiter Festungsstern hinein geschoben. Sie beherbergte die Garnison für Kurfürst Friedrich IV., die nach ihm „Friedrichsburg“ benannt wurde. In dieser Zitadelle waren die Gebäude ringförmig angeordnet und von Straßen, die strahlenförmig vom Mittelpunkt ausgingen, getrennt.

Friedrich IV. von der Pfalz, Figur an der Fassade des Friedrichbaus, Schloss Heidelberg

Kurfürst Friedrich IV.: Landesherr und protestantischer Stadtgründer Mannheims.

NEUE BEWOHNER FÜR DIE STADT

Am 17. März 1606 legte Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz den Grundstein der Festung. Ein Jahr später verlieh er Mannheim die Stadtprivilegien, um dessen Entwicklung zu fördern. In den nächsten Jahrzehnten wurden Menschen unterschiedlichster Nationalität und Konfession aufgefordert, sich in der neuen Stadt anzusiedeln, darunter auch viele Glaubensflüchtlinge. Dafür sprachen nicht nur religiöse, sondern auch wirtschaftliche und machtpolitische Gründe: Die politische Macht eines Territoriums sah man in Abhängigkeit von der Bevölkerungszahl. Daher war die „Peuplierung“, die planmäßige Besiedlung, eine wichtige Maxime der Landesherren.

Barockschloss Mannheim, Gemälde Kurfürst Karl I. Ludwig

Sorgte für den Wiederaufbau: Karl I. Ludwig.

OFFEN FÜR GLAUBENSFLÜCHTLINGE

Wie viel von Bartel Jansons Plänen tatsächlich verwirklicht worden war, ist heute unklar. Denn 1622, während des Dreißigjährigen Krieges, wurden Stadt und Festung zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte unter Kurfürst Karl I. Ludwig, einem Enkel des Stadtgründers. Für einen schnellen Erfolg des Aufbaus sorgte eine Einwanderung von Arbeitskräften aus Frankreich, die vom Kurfürsten durch großzügige Privilegien gezielt gefördert worden war – eine Art Marshall-Plan des 17. Jahrhunderts, der Mannheim zur erfolgreichen Handelsstadt machte. Im Jahr 1685 kam es zu einer zweiten Einwanderungswelle von französischen Protestanten in die Kurpfalz. Der Grund: Unter König Ludwig XIV. wurden die Hugenotten stärker verfolgt.

KRIEG IN DER KURPFALZ

Die Sicherheit hielt nicht lange vor: 1688 griffen französische Truppen in Folge des Pfälzischen Erbfolgekrieges die Stadt an. Die Hugenotten waren erneut zur Flucht gezwungen und schlugen häufig den Weg Richtung Brandenburg-Preußen ein. Mannheim wurde 1689 durch französische Truppen zerstört. Zehn Jahre später beschloss Kurfürst Johann Wilhelm, die Stadt wieder aufzubauen. Allerdings verzichtete er darauf, die Zitadelle neu anzulegen. So konnte auf dem Areal der ehemaligen Zitadelle ab 1720 das Barockschloss Mannheim entstehen – eines der größten Schlösser Europas.

Befestigungsanlage und Schloss in Mannheim, Intarsienbild um 1725

Das Barockschloss entstand anstelle der zerstörten Zitadelle.

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