Weltkarte 1594, Petro Plancio

Ein System der HerrschaftKolonialismus und Kolonien

Das Zeitalter des Kolonialismus prägt die Welt bis heute. Vor allem europäische Staaten etablierten ein System, das Eroberung, Ausbeutung und kulturelle Erziehung rechtfertigte. Erst allmählich begann ein Umdenken. Die Einheimischen erschienen nicht mehr nur als „Barbaren“, sondern als „Edle Wilde“.

Erbprinz Friedrich Ludwig und Henriette Marie, Antoine Pesne um 1716

„Mohren“ gab es an vielen europäischen Höfen im 18. Jahrhundert.

EINE NEUE EPOCHE

1492 markiert den Beginn einer neuen Zeit. Mit der Entdeckung Amerikas durch Christopher Kolumbus begann das Zeitalter des Kolonialismus, das fast 500 Jahre Weltgeschichte umfasst. Kolonialismus meint ein System von Herrschaft: Eine Minderheit von kulturell Fremden herrschte über Einheimische. Ihre Entscheidungen orientierten sich häufig nur am Wohl ihres Herkunftslands. Zumeist waren es Europäer, die solch ein ausbeuterisches System gründeten, und außereuropäische Kulturen kolonialisierten.

Residenzschloss Mergentheim, Wa-kan-re-ze

Herzog Paul Wilhelm von Württemberg 1823 auf Entdeckungsreise in Nordamerika.

DIE RECHTFERTIGUNG DER KOLONIALHERREN

Ihr Handeln begründeten die europäischen Kolonialherren häufig mit ihrer eigenen Überlegenheit. „Heiden“ wollte man das Christentum bringen, den „Wilden“ und „Barbaren“ die eigene Zivilisation: Sie galt als Maßstab aller Kulturen. Dagegen steht die Realität: Mit dem europäischen Seehandel und der Gründung überseeischer Kolonien waren die Ausbeutung der Natur und der Sklavenhandel verbunden. Nur dank der Arbeitskraft von bis zu drei Millionen Sklaven konnten sich die Kolonien wirtschaftlich entwickeln.

Barockschloss Mannheim, Tapisserie der Neu-Indien-Serie

Die Tapisserien der Neu-Indien-Serie bilden eine Sehnsucht ab, keine Realität.

DER „WILDE“ ALS UNVERDORBENER MENSCH

In der Französischen Aufklärung entwickelten einige Denker eine andere Perspektive: Einheimische erschienen ihnen als „Edle Wilde“ – als natürliche, unverdorbene Menschen, die wie im Paradies lebten. Man schrieb ihnen zu, tugendhaft, selbstlos und gesund zu sein. Der „Edle Wilde“ diente der Kritik an der mitteleuropäischen Gesellschaft, die als korrupt und dekadent wahrgenommen wurde. Das Motiv des natürlichen Menschen wurde in Kunst und Kultur aufgegriffen, wie die Tapisserien der Neu-Indien-Serie im Barockschloss Mannheim zeigen.

Barockschloss Mannheim, Tapisserie der Neu-Indien-Serie mit Ochsen

Eine paradiesische Fantasie: „Edle Wilde“ umgeben von exotischen Pflanzen und Tieren.

UNVERÄUSSERLICHE RECHTE

Das Bild des „Edlen Wilden“ ist noch von rassistischen und stereotypen Denkmustern geprägt. Doch die Aufklärer beförderten einen tiefgreifenden Wandel: Sie argumentierten, dass Menschen frei und gleich geboren seien. Ein Mensch könne einen anderen daher nicht rechtmäßig besitzen. Sklaverei wurde zum Synonym von Unterdrückung und Knechtschaft. Mit den amerikanischen Unabhängigkeitskriegen und dem Beginn der Französischen Revolution 1789 schuf man die Sklaverei schrittweise ab.

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Schon immer zeichnete sich Europa durch sein Interesse an der Welt und ihren Schätzen aus. Kenntnisse und Kostbarkeiten aus der Fremde erweiterten den Horizont und beeinflussten Kunst, Kultur und Wissenschaft. Die Themenwelt „Exotik“ zeigt das europäische Verlangen nach Exotik in seinem ganzen Facettenreichtum.

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