Dienstag, 7. April 2020

Barockschloss Mannheim | Allgemeines Vor genau 300 Jahren: Verlegung der kurfürstlichen Residenz nach Mannheim

Am 12. April vor genau 300 Jahren endete für Heidelberg die Zeit als Residenz und in Mannheim begann die Zeit des kurfürstlichen Hofs: Vom 15. bis zum 17. Jahrhundert war das Heidelberger Schloss der prachtvolle Sitz der Kurfürsten von der Pfalz gewesen. Nach der Niederlage Friedrichs V. gegen die kaiserlichen Truppen in Böhmen 1620 und mehrfacher Zerstörung von Schloss und Stadt Heidelberg in den Kriegen des 17. Jahrhunderts begann der Niedergang der Schlossanlage. Obwohl Kurfürst Carl Philipp sich noch einmal in Heidelberg niederließ und den Wiederaufbau des Schlosses plante, war das Schicksal der einst mächtigen Residenz besiegelt: Am 12. April 1720 verfügte der katholische Kurfürst nach Konflikten mit den protestantischen Bürgern Heidelbergs die Verlegung seiner Residenz nach Mannheim. Für die benachbarte Stadt begann damit der Aufstieg zum kulturellen Zentrum der Kurpfalz.

KURZE RÜCKKEHR NACH HEIDELBERG

Die bedeutende Geschichte von Schloss Heidelberg als Residenz der Kurfürsten von der Pfalz endete im Jahr 1720: Am 12. April ordnete Kurfürst Carl Philipp die Verlegung seiner Residenz samt aller Regierungsbehörden nach Mannheim an. Vorausgegangen waren andauernde Streitigkeiten mit der evangelischen Bürgerschaft Heidelbergs, die die Heiliggeistkirche für ihre Religionsausübung beanspruchten und deren Überlassung für die katholischen Gottesdienste des Kurfürsten nicht zustimmten. Hinzu kam der schlechte Bauzustand des Schlosses, der einen umfangreichen Wiederaufbau oder sogar einen Neubau erforderte. Da die eng gebaute, als Höhenschloss konzipierte Renaissance-Anlage sowieso nicht den Ansprüchen eines barocken Herrschers entsprach, fiel die Entscheidung schnell: Zwei Jahre nach seiner Rückkehr aus seinem Geburtsort und Regierungssitz Neuburg an der Donau in die angestammte Residenz der Wittelsbacher verließ der Kurfürst endgültig die Stadt.

 

MANNHEIM STEIGT AUF

Als Carl Philipp am 12. April 1720 den Umzug anordnete, brachte dies große Unannehmlichkeiten für den Hofstaat mit sich, da es in Mannheim noch kein Schloss gab. Der Bau mit seinen riesigen Dimensionen begann erst drei Monate später, bezugsfertig war das Gebäude erst 1731, ganz fertiggestellt war es noch viel später - 1760. Daher nutzte man elf Jahre lang im Sommer Schloss Schwetzingen und im Winter das Hillerheim’sche Palais am Mannheimer Marktplatz als Übergangsquartier, in dem der Kurfürst ab dem 14. November 1720 residierte. Während Heidelberg mit dem Weggang des Hofes zu einer Landstadt degradiert wurde, stieg Mannheim zum Zentrum von Kultur, Wissenschaft und Kunst auf – und mit der Ankunft des Kurfürsten begann auch die Stadtentwicklung: Viele neue Bürgerhäuser entstanden.

 

EINE NEUE RESIDENZ IN EUROPÄISCHER DIMENSION

Kurfürst Carl Philipp plante – wie alle Herrscher in der Barockzeit – im großen Stil und orientierte sich an den repräsentativen Palastbauten anderer europäischer Herrscher, etwa am Schloss Ludwigs XIV. in Versailles: Seine neue dreiflügelige Mannheimer Residenz erhielt eine 440 Meter lange Schaufront! Doch diese beeindruckende Monumentalität hatte ihren Preis. In 40 Jahren Bauzeit wurden zwei Millionen Gulden ausgegeben. Zum Vergleich: Das Jahreseinkommen eines Mannheimer Schneiders betrug rund 60 Gulden. Die kurpfälzischen Untertanen wurden, ob sie wollten oder nicht, an der Finanzierung beteiligt und mit einer hohen Schlossbausteuer belegt. Aber der Kurfürst sparte auch: Für die kostbare Innenausstattung nutzte er Möbel und Tapisserien seines verstorbenen Bruders Johann Wilhelm, die per Schiff aus dessen Schloss Benrath in Düsseldorf kamen.

 

Information

Aktuell ist Schloss Mannheim wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ebenso wie alle Kultureinrichtungen geschlossen.

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