220. Todestag: Kurfürst Carl Theodor, aufgeklärter Herrscher und Musikfreund
Am 16. Februar vor 220 Jahren starb Kurfürst Carl Theodor, populärer Regent und aufgeklärter Landesherr, bekannt für seine Wissbegierde und Toleranz. Unter seiner Herrschaft erlebte die Kurpfalz eine Blütezeit. Schloss Mannheim wurde in seiner über 50-jährigen Regierungszeit zum Musenhof und Ort der Wissenschaften. In Carl Theodors prachtvoller Residenz kann man seinen Spuren heute noch folgen: Mit zwei Darstellungen ist er im Schlossmuseum präsent – als Marmorskulptur im Rittersaal und – das ist eine Besonderheit: Seit Kurzem ist der Kurfürst auch im Alter von acht Jahren im Schloss zu sehen. Das Kinderbildnis hängt jetzt wieder an seinem alten Standort. Außerdem präsentiert eine Sonderführung der Staatlichen Schlösser und Gärten am 16. Februar die Person und die Zeit Carl Theodors bei einem Rundgang durch das Schloss.
Carl Theodor von der Pfalz
Carl Theodor wurde am 10. Dezember 1724 in Schloss Drogenbusch bei Brüssel geboren. Nach dem frühen Tod seines Vaters, Herzog Johann Christian von Pfalz-Sulzbach, ließ der regierende Kurfürst Carl Philipp seinen Großneffen 1734 zur Erziehung nach Mannheim kommen. Am 17. Januar 1742 feierte man die prunkvolle Hochzeit von Carl Theodor und seiner Cousine Elisabeth Auguste (1721-1794) im Mannheimer Schloss. In der Silvesternacht des gleichen Jahres verstarb Carl Philipp und Carl Theodor wurde im Alter von 18 Jahren Kurfürst. 1777 erbte er als Nachfolger des Wittelsbachers Maximilian III. Joseph das Kurfürstentum Bayern und siedelte mit seinem Hofstaat nach München über. Carl Theodor starb am 16. Februar 1799 in seiner Münchner Residenz.
Förderer von Wissenschaft und Kunst
Wissenschaft und Kunst förderte Kurfürst Carl Theodor weit über das übliche Maß hinaus. Die von ihm gegründete Mannheimer Akademie der Wissenschaften brachte bedeutende naturwissenschaftliche Erkenntnisse hervor, etwa die Entwicklung von Blitzableitern, das Entdecken neuer Sterne und die Einführung von Wetterbeobachtungen. Die kurfürstlichen Sammlungen wie Gemäldegalerie, Kupferstichkabinett, Naturalienkabinett, Münzsammlung, Schatzkammer und Hofbibliothek wurden für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht – eine ungewöhnliche Neuerung am Hof.
Glanz der Hofmusik
Unter der Herrschaft von Kurfürst Carl Theodor spielte eine der größten, besten und zugleich innovativsten Hofkapellen Europas in der Kurpfalz. In den Siebzigerjahren des 18. Jahrhunderts zählte sie im Schnitt 75 Musiker. Musikliebhaber aus ganz Europa kamen damals in die Kurpfalz, um die Aufführungen des berühmten Hoforchesters mitzuerleben. Die Komponisten und Musiker der „Mannheimer Schule“ bereiteten den Weg für die klassische Musik. Sieben der kostbaren Originalinstrumente sind vor drei Jahren in die ehemalige Residenz zurückgekehrt und im Trabantensaal von Schloss Mannheim zu sehen.
Kinderbild mit allen Abzeichen eines Herrschers
Mit großer Wahrscheinlichkeit gab Kurfürst Carl Philipp um 1730 zusammen mit den Porträtbildern für den Rittersaal im Mannheimer Schloss auch das Kinderporträt Carl Theodors in Auftrag, um dessen künftige Rolle als Kurfürst für jeden sichtbar zu machen. Die Fachleute der Staatlichen Schlösser und Gärten können die Details auch heute noch dechiffrieren: Die herrschaftliche Architektur im Hintergrund, der Helm mit den Verzierungen, die einer Krone gleichen, das rote Samttuch – Attribute, die Fürsten vorbehalten sind. Das Bild ist nicht signiert, doch die große Ähnlichkeit zu anderen Porträts spricht dafür, dass Jan Philips van der Schlichten als damaliger Hofmaler in Mannheim die Arbeit ausführte. Das rare Bildnis des späteren Kurfürsten Carl Theodor, 2017 von den Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg erworben, ist jetzt frisch restauriert in Schloss Mannheim zu erleben.
Statuen mit Programm
In den Ecknischen des Rittersaals befinden sich die original erhaltenen Marmorskulpturen des Kurfürstenpaares Carl Theodor und Elisabeth Auguste als repräsentative Herrscherfiguren. Die beiden Statuen mit einer Höhe von 2,40 Meter wurden um 1756/57 vom kurpfälzischen Hofbildhauer Peter Anton von Verschaffelt (1710-1793) angefertigt. Sie ersetzten die Statuen der Ceres und des lykischen Apolls, beide von Paul Egell; Apoll wurde im Schwetzinger Schlossgarten aufgestellt. Die Skulpturen vervollständigen die repräsentative Ausstattung des Festsaals im Residenzschloss und sind Teil der kurfürstlichen Selbstdarstellung – außerdem verraten sie auch einiges über die Beziehung des Kurfürstenpaares zueinander.
Eines der grössten Barockschlösser
Das eindrucksvolle Barockschloss Mannheim zählt mit seinem weiten Ehrenhof und einer Schaufassade von 440 Metern Länge zu den größten Schlössern Europas. Die Residenz ist ein Ort, an dem sich heute die Welt der Kurfürsten wieder erleben lässt – mit den vielen Stücken, die vom Leben am Hof erzählen: barocke Möbel, kostbare Tapisserien, kunstvolle Gemälde oder das Bibliothekskabinett der Kurfürstin, das den Zweiten Weltkrieg fast unbeschadet überstanden hat. Im Erdgeschoss des Schlosses lädt die Dauerausstellung „Kunst und Kultur am Mannheimer Hof“ zu einer Reise durch verschiedene Epochen der Schlossgeschichte ein.
Service
Sonderführung
Carl Theodor und das Leben bei Hofe.
Referent: Team des Service Centers
TERMIN
Samstag, 16. Februar 2019| 14:30 Uhr
PREIS
Erwachsene: € 12,00
Ermäßigte: € 6,00
Familien: € 30,00
Eine Anmeldung ist erforderlich.
BAROCKSCHLOSS MANNHEIM
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