Das Schloss wird zur Bühne: ein Theaterprojekt, das die Kulturen verbindet
Neue Wege der Kulturvermittlung aufzutun – das ist ein zentrales Anliegen der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Am 27. Mai und nochmals am 17. Juni kommt ein neues Theaterstück im Rittersaal von Schloss Mannheim zur Aufführung. Das Stück deckt in unterhaltsamer Weise die alten Spuren eines wenig bekannten türkisch-deutschen Kulturaustauschs auf. Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, präsentierte jetzt das neue Projekt in Schloss Mannheim zusammen mit den Mitgliedern der deutsch-türkischen Theatergruppe MAST e.V.
DER TÜRKENLOUIS UND DIE TÜRKISCH-DEUTSCHE GESCHICHTE
Die „Story“ um die es geht, führt ins 18. Jahrhundert: Der badische Markgraf Ludwig Wilhelm, berühmt als „Türkenlouis“, will sich ein türkisches Kostüm auf den Leib schneidern lassen. Deshalb macht er sich auf nach Schloss Mannheim, wo ein über die Grenzen der Kurpfalz hinaus berühmter türkischer Hofschneider lebt. Der allerdings, nicht nur mit einer scharfen Schere, sondern auch mit einem scharfen Verstand ausgestattet, verfolgt eigene Pläne und verschafft seinem mächtigen Kunden ganz neue Einsichten. Das Theaterstück „Türkenlouis‘ neue Kleider“ will Menschen mit und ohne Migrationshintergrund zusammenbringen und lenkt den Blick auf ein weithin vergessenes Kapitel der Geschichte, auf die vielen Muslime, die lange vor den sogenannten Gastarbeitern nach Deutschland gekommen sind.
NEUE VERMITTLUNGSFORMEN IN DEN MONUMENTEN
Das Medium des Theaterstücks – das ist eine neue Form der Vermittlung bei den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg. Die große kulturtouristische Institution erprobt aktuell neue Wege. Das Projekt ist Teil einer Gesamtstrategie, die Staatlichen Schlösser und Gärten institutionell zu öffnen und zu diversifizieren. „Wir wollen Menschen mit Migrationshintergrund auf allen Ebenen einbinden – als Publikum, im Programm und beim Personal in den Monumenten“, erklärt Geschäftsführer Michael Hörrmann. Das groß angelegte Symposium im vergangenen Jahr in Schloss Mannheim „Kulturerbe über-setzen“ hat dafür den Startschuss gegeben. „Mit dem Theaterstück setzen wir zum ersten Mal eine der Projektideen um“, ordnet Michael Hörrmann das Mannheimer Projekt ein. Es gehe seit 2017 und künftig verstärkt um „diversitätsbewusste Vermittlungsformate“.
AUTOR UND THEATERGRUPPE AUS DER REGION
Geschrieben hat das Stück Hasan Özdemir. Geboren 1963 in der Türkei, lebt er seit 1979 in der Kurpfalz. Bereits vor seinem Studium in Heidelberg – Germanistik, Philosophie und Deutsch als Fremdsprachenphilologie – veröffentlichte er seinen ersten Gedichtband. Kulturstipendien, Auszeichnungen und Einladungen folgten. Mit seinem ersten Theaterstück „Der Proband“ erhielt er 2010 den Theaterpreis im Rahmen des Dramenwettbewerbs im Pfalzbau Ludwigshafen. Die Mitwirkenden des Stücks, schon seit vielen Jahren als Amateurtheatergruppe in der Kurpfalz aktiv, gaben 2012 ihrer Truppe den Namen: MAST, eine Abkürzung von „Mannheim Sanat Tiyatrosu“, auf Deutsch: Mannheimer Kunsttheater. Bisher haben sie vor allem türkische Stücke aufgeführt. „Bildung, Integration, Aufklärung“ nennen die Schauspielerinnen und Schauspieler als wichtige Begriffe für ihre Arbeit. Das Ziel sei es, bei vielen Menschen Interesse für Theater zu wecken und auch „dass wir die Möglichkeiten der Zusammenkunft mit Menschen verschiedener Herkunft haben“. Für die Mitwirkenden ist das Projekt im Mannheimer Schloss eine große Sache: „Wir sind eine kleine Amateurgruppe. Die Unterstützung einer Institution wie den Staatlichen Schlössern und Gärten bedeutet uns sehr viel.“ Und sie finden das Thema „hochspannend! Wir lernen durch dieses Stück ein Teil der Geschichte kennen, der uns bislang absolut nicht bekannt war“.
VIELFACH VERKNÜPFTE GESCHICHTE
Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg haben für das neue Projekt einen Aspekt der deutsch-türkischen Geschichte herausgegriffen, für den sich auch in den Monumenten des Landes die Spuren finden. Die süddeutschen Fürsten der Barockzeit kamen vor allem auf militärischem Feld mit der hochentwickelten Kultur des Osmanischen Reichs in Kontakt. Michael Hörrmann: „Es waren vor allem die Türkenkriege des 16. und 17. Jahrhunderts, die zu einem regen Austausch führten: von Kunst, Luxuswaren, Genussmitteln – aber auch Ideen.“ Diese militärische Tradition zeigt sich in vielen Schlössern der Zeit, etwa in Ludwigsburg oder in Rastatt, wo Trophäen, aber auch die Figuren osmanischer Gefangener zum Schmuck der repräsentativen Räume gehören. Das Theaterprojekt soll daher auch von Mannheim aus auf weitere Schlösser übertragen werden. „Der gemeinsame Blick auf Stationen der gemeinsamen Geschichte – auch das ist ein Teil unserer neuen Wege“, erklärt Michael Hörrmann.
Mittwoch, 23. Mai 2018
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THEATERPROJEKT IM RITTERSAAL
Neue Wege der Kulturvermittlung aufzutun – das ist ein zentrales Anliegen der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Am 27. Mai und nochmals am 17. Juni kommt ein neues Theaterstück im Rittersaal von Schloss Mannheim zur Aufführung. Das Stück deckt in unterhaltsamer Weise die alten Spuren eines wenig bekannten türkisch-deutschen Kulturaustauschs auf. Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, präsentierte jetzt das neue Projekt in Schloss Mannheim zusammen mit den Mitgliedern der deutsch-türkischen Theatergruppe MAST e.V.