Monday, 18 May 2020

Mannheim Baroque Palace | Exhibitions 26. Mai vor 265 Jahren: Porzellanmanufaktur in Frankenthal wird gegründet

Vor genau 265 Jahren, am 26. Mai 1755, erteilte Kurfürst Carl Theodor dem Porzellanfabrikanten Paul Anton Hannong aus Straßburg das Privileg, in Frankenthal eine Manufaktur zur Herstellung von Feinkeramik aufzubauen. Ab 1762 befand sich die Produktionsstätte für das „weiße Gold“ in kurfürstlichem Besitz. Was dort entstand, sind durchweg Spitzenleistungen der angewandten Kunst des 18. Jahrhunderts. Im Mannheimer Schloss kann man einige der Kunstwerke in der Dauerausstellung sehen: zarte Gestalten wie das Paar „Oceanus und Tethys“, exotische Tierfiguren oder opulent geschmückte Tischaufsätze. Eine besonders wertvolle Neuerwerbung aus der Manufaktur Frankenthal konnten die Staatlichen Schlösser und Gärten im vergangenen Jahr präsentieren: einen Konsoltisch aus dem Besitz des Kurfürsten.

ZERBRECHLICHE KUNSTWERKE FÜR DIE KURFÜRSTLICHE TAFEL

Die Gründung durch Paul Anton Hannong (1700-1760) in Frankenthal war seit der Entdeckung der Porzellanrezeptur durch Johann Friedrich Böttger im Jahr 1708 die siebte Manufakturgründung in Deutschland. Drei kurfürstliche Hofbildhauer gehörten zu ihren Modellmeistern: Franz Conrad Linck, Adam Bauer und Johann Peter Melchior. Hauptaufgabe der Manufaktur war die Lieferung von Ausstattungsstücken für die höfische Tafel: festliche Service, kunstvolle Figurengruppen und opulente Tischaufsätze.

 

45 JAHRE PORZELLANPRODUKTION AUF HÖCHSTEM NIVEAU
Wegen finanzieller Probleme nach dem Tod des Gründers Paul Anton Hannong kaufte Kurfürst Carl Theodor 1762 die Manufaktur, nur 40 Kilometer von der Residenz in Mannheim entfernt,  auf. Die Leitung übertrug er Adam Bergdoll, der zuvor als Direktor in der Manufaktur in Höchst tätig gewesen war. Unter seiner Führung blühte die Manufaktur wieder auf und erlebte in den folgenden Jahren ihre künstlerische und technische Glanzzeit. Bis zu Carl Theodors Tod 1799 wurde die Manufaktur unter wechselnden Besitzverhältnissen weitergeführt. Das Ende kam fast auf den Tag genau 45 Jahre nach der Erteilung des Privilegs: Am 27. Mai 1800 löste Kurfürst Maximilian IV. von Bayern, der Nachfolger Carl Theodors, die Porzellanmanufaktur auf.

 

AUFSEHENERREGEND: TISCH AUS PORZELLAN

Der Ankauf erregte überregional Aufsehen: Ein besonders wertvolles Stück der Porzellanmanufaktur Frankenthal befindet sich seit dem vergangenen Jahr im Mannheimer Schlossmuseum, ein Konsoltisch aus dem Besitz von Kurfürst Carl Theodor. Fachleute ordnen die Porzellanarbeit dem Modelleur und Hofbildhauer Franz Conrad Linck (1730-1793) zu. Beine und Tischplatte, die heute in Holz und Marmor ersetzt sind, waren wohl auch aus Porzellan; sie sind aber verloren – wahrscheinlich wegen der Zerbrechlichkeit des Materials. Erhalten aber ist die vordere Tischzarge aus Porzellan, also der größere Teil, geschmückt mit dem kurfürstlichen Monogramm CT und Kurhut im typischen Rocaillen-Dekor der Zeit. Der Konsoltisch bestand ursprünglich ganz aus weißem Porzellan mit feiner Goldstaffierung. Das große Möbelstück stellt nicht nur eine künstlerische, sondern vor allem auch eine technische Meisterleistung der kurfürstlichen Porzellanmanufaktur dar. Zu sehen ist er in der Ausstellung „Kunst und Kultur am Mannheimer Hof“ im Erdgeschoss des Schlosses.

 

MEISTERHAFTE MINIATURPLASTIK

Ein weiteres Meisterwerk der Frankenthaler Manufaktur ist im Barockschloss zu sehen: eine Schlittengruppe, die zu den Schmuckstücken der kurfürstlichen Tafel gehörte. Die kostbare Porzellangruppe war einst Bestandteil der höfischen Ausstattung: Sie ist im Inventar von Schloss Mannheim aus dem Jahr 1763 erwähnt. Aufbewahrt wurde sie in der Hofkonditorei – und das zeigt auch ihre Verwendung: Man dekorierte mit solchen Stücken die Tafel des Kurfürsten. Entworfen hat sie wahrscheinlich der führende Modellmeister Johann Friedrich Lück. Die eleganten Figuren gehören zu den herausragenden plastischen Arbeiten des 18. Jahrhunderts – meisterhafte Skulpturen in einem miniaturhaften Format.

 

Service

Barockschloss Mannheim
Öffnungszeiten: Di – So und Feiertage 10.00 – 17.00 Uhr

 

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